Für viele Stadtbewohner ist es ein bisher unerfüllter Traum: Ein Wintergarten auf dem Balkon. Viele Städter wünschen sich mehr Zeit draußen, anstatt in der dunklen Wohnung zu verbringen. Den meisten stehen dafür nur örtliche Parkanalgen in der Nähe oder der eigene Balkon zur Verfügung, wenn man nicht aufwendig raus ins Grüne fahren will. Das Problem daran ist, dass all diese Optionen nur bei schönem Wetter wirklich spaßig sind. Ein Wintergarten auf dem Balkon wäre da doch eine ideale Option!?
Ein solcher Wintergarten hat diverse und umfangreiche Vorteile, die natürlich von den persönlichen Anforderungen und den Möglichkeiten in der eigenen Wohnung abhängen. Zuerst einmal hat man die Option das ganze Jahr über Zeit “draußen“ bei Sonnenlicht zu verbringen. Insbesondere in der kalten Jahreszeit bekommt der Körper zu wenig Sonnenlicht ab, was die Vitamin-D Produktion des Körpers hemmt. Im Extremfall kann dies zu einer depressiven Stimmung führen. Wer einen Büro-Job hat, hat oft kaum Gelegenheiten im Winter Zeit draußen zu verbringen, da die Temperaturen auf dem heimischen Balkon einfach unerträglich sind. Zudem stören sich einige an der Lärmbelastung auf dem Balkon, die insbesondere in Innenstädten oder an Hauptstraßen stören können. Des Weiteren bietet ein solcher Balkon die Möglichkeit den Platz der eigenen Wohnung zu erweitern und für die Hobby-Gärtner seinen Pflanzen einen geschützten Platz vor Kälte zu bieten. Ein Wintergarten stellt ein komplettes neues Zimmer dar, was das komplette Raumgefühl der Wohnung wesentlich luftiger und offener gestalten kann. Zuletzt wird der Immobilienwert gesteigert, da man einen schön gestalteten und professionell geplanten und errichteten Wintergarten immer als Argument für einen höheren Preis nehmen kann. Die wenigsten Kaufinteressenten werden es als Nachteil oder als “unnötigen Ballast” wahrnehmen.
Aber es gibt selbstverständlich auch einige Nachteile: Zuerst einmal sind es natürlich die Kosten. Einen Wintergarten nachträglichen einbauen/anbauen zu lassen ist immer ein erheblicher Kostenaufwand, der es einem erst einmal wert sein muss. Daher sollte man sich die Entscheidung schlussendlich gut überlegen. Die Kosten für einen Balkon-Wintergarten können stark variieren. Diese hängen zum Beispiel von den Gegebenheiten der Immobilien (Statik), dem verfügbaren Platz, den Ausstattungswünschen (z.B Kalt- oder Wohnwintergarten?) etc. ab. In der Regel dürften aber einige Tausend Euro für einen solchen Balkon-Wintergarten anfallen. Ein weiterer Nachteil sind Bauvorschriften und Bürokratie. Ob eine Balkon-Wintergarten am Ende eine amtliche Baugenehmigung braucht, lässt sich nicht pauschal beantworten, da es von der individuellen Konfiguration abhängt. Es ist jedoch immer sinnvoll Rücksprache mit der zuständigen örtlichen Behörde zu halten. Ansonsten kann es zu unerwünschten Überraschungen kommen, wenn am Ende die Behörde einem aufs Dach steigt, weil man gegen geltende Bauvorschriften verstoßen hat. Zudem sind die Bauvorschriften in Deutschland Ländersache: Es gibt also auch hier einen bunten und vielfältigen Flickenteppich von verschiedenen und komplizierten Regelungen, die man erst einmal verstehen und dann auch noch beachten muss. All dieser bürokratische Aufwand ist nervig, muss aber sein, da Bauvorschriften auch ihren Sinn haben (zum Beispiel wegen der Sicherheit etc…).
Im Voraus sollte man genau prüfen, ob der eigene Balkon und die Bausubstanz die statischen Voraussetzungen für einen solchen Wintergarten erfüllen kann. Dies sollte in jedem Fall von einem unabhängigen Fachmann überprüft werden.
Als Besitzer einer Eigentumswohnung ist neben der Zustimmung der zuständigen Behörde, die Zustimmung der Eigentümerversammlung nötig, da eine solche Baumaßnahme die anderen Eigentümer auch betrifft. Als Mieter muss man grundsätzlich den Vermieter befragen, ob er einverstanden ist. Genau überlegen sollte man sich auch, wie der Balkon optisch gestaltet werden soll, damit dieser sich harmonisch in das Gesamtbild des Hauses bzw.. der Fassade einfügt.
Die Beschattung des Wintergartens ist besonders wichtig, da dieser sich wegen des Glashauseffekts im Sommer stark aufheizen kann, sodass man es nicht mehr drinnen aushalten kann. Hier gilt zu beachten, dass der Wintergarten vor starker Sonneneinstrahlung geschützt werden kann. Die Himmelrichtung des Wintergartens und andere Schattenspender (Bäume, Häuser etc.…) müssen dabei beachtet werden. Ist der Wintergarten einer starken Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind Markisen und Sonnensegel die beliebtesten Formen der Beschattung, da sie recht einfach am Dach montiert werden können. Sollte das nicht ausreichen oder möglich sein, kann man auch über Jalousien, Rollos oder Plissees nachdenken.
Ein wichtiger und zu wenig beachteter Aspekt ist die Belüftung des Wintergartens. Ein Wintergarten ist nicht vergleichbar mit einem Raum in einer Wohnung. Durch den Glashauseffekt heizt sich der Wintergarten an heißen Sommertagen ab den Mittagsstunden strak auf. Zudem kann die Feuchtigkeit nur schlecht abgelassen werden. Ein leistungsstarkes Belüftungssystem ist daher unabdingbar, damit man den Wintergarten richtig nutzen kann. Welche Form von Lüftung geeignet ist, hängt von den baulichen Gegebenheiten ab und sollte von einem Fachmann abgeklärt werden.
Wer sich für einen Wohnwintergarten interessiert, muss sich über das Heizen zwangsläufig auch Gedanken machen: Die Luftfeuchtigkeit wird maßgeblich von der Raumtemperatur beeinflusst. Je geringer die Raumtemperatur ist, desto weniger Feuchtigkeit wird absorbiert. Bei der Beheizung gibt es verschiedene Optionen: Die erste Option ist eine klassische Konvektoren-Heizung im Zusammenspiel mit einer Fußbodenheizung. Die Luxusoption ist Wärmepumpen, die das Raumklima automatisch so beeinflussen, wie man es wünscht. Sie können den Raum im Winter auf angenehme Zimmertemperaturen bringen und zugleich im Sommer für eine erfrischende Kühlung sorgen. Weitere Möglichkeiten sind Warmwasser-Heizleisten oder Infrarot-Strahler.
Die Gestaltung können Sie vielfältig an Ihre persönlichen Bedürfnisse und Wünsche anpassen. Bei den Möbeln kann von konservativ rustikaler bis hin zu modernen Loungemöbeln alles Mögliche verwendet werden. Die Wahl der Pflanzen sollte aber gut bedacht werden: In einem Kaltwintergarten können im Winter durchaus mal Temperaturen von unter 0 Grad auftreten, was nicht alle Pflanzen aushalten. Empfindliche pflanzen sollten unbedingt abgedeckt werden. Im Sommer sind die Optionen wesentlich vielfältiger.
Ein Wohnwintergarten bietet im ganzen Jahr eine vielfältige Auswahl an Pflanzen. Im Winter werden Temperaturen von 15 Grad selten unterschritten, sodass auch tropische Pflanzen aus Afrika, Südamerika, oder Südasien dort sicher untergebracht sind. Zu beachten gilt immer, dass Pflanzen im Sommer dort schnell austrocknen können, da die Temperaturen dort wegen des Glashauseffekts sehr hoch sein können und Topfpflanzen kein Wasser aus dem Erdreich ziehe können.
Im Allgemeinen gibt es wie hauptsächliche Varianten von Wintergärten. Dies ist zum einen der der Wohnwintergarten und der Kaltwintergarten:
Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Typen besteht darin, dass der Wohnwintergarten als vollwertiges Zimmer in der Wohnung/ im Haus genutzt über das ganze Jahr genutzt werden kann. Er wird daher wie ein reguläres Zimmer behandelt. Das heißt, dass er beheizt wird, damit man sich ganzjährig dort aufhalten kann. Der Kaltwintergarten ist eine Art Anbau an die Wohnung/das Haus bzw. Einfach eine überdachte und abgetrennte Terrasse. Er wird daher nicht als ein Teil der Wohnung/ des Hauses betrachtet. Ein Kaltwintergarten ist vor allem für die warme Jahreszeit gedacht. Bei einem Wohnwintergarten muss einiges mehr beachtet werden, da er wesentlich höhere Anforderungen an die Bausubstanz stellt. Eine vernünftige Dämmung und Heizung sind nötig, da man ihn sonst nicht ganzjährig nutzen kann. Die Dämmung beeinflusst die Energieeffizienz dabei maßgeblich. Dies treibt das Gewicht der Zusatzkonstruktion ordentlich in die Höhe. Insbesondere hier muss man genau abchecken, ob der Balkon und dessen Bausubstanz das Zusatzgewicht aushalten. Ist dies nicht der Fall kann eine zusätzliche Verstärkung nötig sein. Die meisten dürften an einen solchen Wintergarten höhere Anforderungen im Bereich Gemütlichkeit und Ausstattung haben, da man diesen ständig und häufiger nutzen will. Ein großer Vorteil eines solchen Wohnwintergarten ist, dass man ihn ganzjährig als vollwertigen Raum nutzen kann. Die großen Nachteile sind signifikant höhere Kosten und höhere Anforderungen an die Bausubstanz. Auch der Aufwand ist dementsprechend höher.
Die simplere Version von Wintergärten ist der Kalt-Wintergarten. Da er von der restlichen Wohnfläche per Tür abgetrennt ist, muss er nicht beheizt werden, was jede Menge Energie spart. Deshalb muss man bei der Dämmung auch nicht so genau sein, was das Gewicht wiederum reduziert und damit alles viel einfacher macht. Ein geringeres Gewicht ist eher baulich umsetzbar und daher auch günstiger. Oft vergessen wird, dass ein solcher Kaltwintergarten als eine Art Klimapuffer zwischen dem Wohnbereich und dem Außenbereich dient, was den Energieverlust des Wohnbereichs verringert. Der entscheidende Nachteil dieses Typs ist die weniger flexiblere Nutzbarkeit in einem eingeschränkten Zeitraum.
Als Fazit kann man festhalten, dass ein Wintergarten auf dem Balkon viel Schönes an sich hat. Es gilt aber auch viele zu beachten, wie die Statik des Hauses, Heizung, Lüftung, Beschattung und die örtlichen Bauvorschriften. Ob es eine Wohnwintergarten oder eine Kaltwintergarten werden soll, muss jeder für sich persönlich entscheiden. Dasselbe gilt auch für die Gestaltung. Der Preis spielt bei allem immer eine Rolle. Je einfacher der Umbau ist, desto weniger kostet es am Ende.